Mithilfe eines Strukturbildes sollen die individuellen Wirkzusammenhänge aufgedeckt werden, die in den zu analysierenden Lernsituationen herrschen.
Eine allgemeine Diagnose (z.B. das Kind hat AVWS, ADHS, Intelligenzschwäche, Bindungsstörungen) soll das Strukturbild nicht aufzeigen. Vielmehr soll etwas beleuchtet werden, was in dem Fall bisher zu unklar blieb: Dafür beschreibt der Begriff ‘Subjektlogik‘ "ein Paradigma von herausragender pädagogischer Bedeutung. Demnach entspricht jedes Verhalten den inneren (teils unbewussten) Bedürfnissen und Nöten der jungen Menschen sowie ihren Wünschen an die pädagogische Beziehung. Demnach hat Verhalten immer einen ‚guten Grund‘ – was nicht bedeutet, dass jedes Verhalten toleriert werden muss“ (Zimmermann, 2017, S. 8). Bleiben uns die psychologischen Zusammenhänge verborgen, so geraten wir ganz leicht in einen hilflosen Aktionismus, der mit Förderung nichts zu tun hat.
Das Strukturbild drückt die Hypothesen darüber aus, welche inneren und äußeren Faktoren und Zusammenhänge die Lerntätigkeit gegenwärtig beeinträchtigen bzw. Beeintrüächtigungen aufrechterhalten (z.B. Defizite im Vorwissen, Wahrnehmungsbesonderheiten, Entmutigung, geringes Selbstwertgefühl, Über- oder Unterforderung, gestörte Beziehungen oder problematische Handlungs- und Bewältigungsstrategien).
Strukturbild Pia
Strukturbild Michael
Voraussetzungen der Entwicklung eines Bildes der Wirkstruktur:
Wenn wir die Zusammenhänge rekonstruieren wollen, aus denen sich bestimmte Kompetenzen, Verhaltensweisen, Lernrückstände oder Blockaden ergeben, benötigen wir innere Ruhe und Konzentration.
Das ist ein anderer Modus als jener, in dem wir uns befinden, wenn wir unter aktuellem Handlungsdruck stehen. Dann konzentriert sich unser Aufmerksamkeitskegel nämlich auf das, was jetzt gerade wichtig ist, um das Ziel zu erreichen. Man blendet aus, was das zielgerichtete Handeln stören und verunsichern würde.
Für das Erfassen der psychischen Wirkzusammenhänge wäre das keine gute Bedingung. Das Hineinversetzen in die Schülerperspektive gelänge dabei nicht besonders gut. Denn ein solches Unternehmen verlangt ja von uns, dass wir bereit sind, Fragen zu stellen, Unsicherheit zu ertragen, vieles zu berücksichtigen, was im alltäglichen Stress beiseitegeschoben werden musste; ja sogar zu erwägen, ob manches am eigenen Verhalten zu Problemen beitrug.
Selbstgewissheit, Rechthaben-Wollen, Ungeduld und Machtanspruch vertragen sich nicht mit dem Hineindenken und Hineinfühlen in einen anderen Menschen. Im Gegenteil, sie machen Resonanz unmöglich.
Zum Arbeitsmaterial des Verfahrens gehören Kärtchen. Ein Kärtchensatz befindet sich in dem Buch "Förderkonzepte - einfühlsam und gelingend" (2019). Diese Kärtchen beschäftigen sich mit "die Teilhabe mindernden Faktoren". Ein anderer Kärtchensatz befindet sich in "Vom Förderanliegen zum gelingenden Lernen" (2024). Er ist theoretisch enger gefasst, indem er direkt auf der Grundlage des Vier-Felder-Modells verifiziert wurde. Weitere Unterlagen stellen wir auf unserer Internetseite als Download zur Verfügung (in Vorbereitung).
Oder Sie arbeiten ausschließlich mit handgeschriebenen Kärtchen. Fertigen Sie maximal 8 kleine Stichwortzettel an, von denen jeder einen Ursachen- und Bedingungsfaktor (Wirkfaktor) nennt. Als Anregung für eigene Formulierungen können Sie die folgende Stichwortliste zu beeinträchtigenden Wirkfaktoren nutzen.