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Bedingungen von Lernstörungen

Lernstörungen werden heute sehr konkret und ausgehend von der Lernhandlung untersucht. Das führt zur Unterscheidung von vier großen Gruppen psychischer Bedingungen von Lernstörungen. Eine knappe zusammenfassende Darstellung findet sich bei Lauth, Brunstein & Grünke, (2014, S. 20 ff.) [1]. Schwierigkeiten beim Lernen können bedingt sein durch Besonderheiten / Defizite o.ä. in den folgenden Bereichen:

  • Basisfertigkeiten,
  • Wissens- und Begriffssysteme (bereichsspezifisch),
  • Motivation,
  • metakognitive Fertigkeiten.

Bei Probleme in den beiden erstgenannten Bereichen ist das Lernen durch mangelnde Informationsverarbeitung beeinträchtigt. Das heißt: Die Informationen sind dem Lernenden nicht verständlich, er kann sie nicht verarbeiten. Die Anforderungen und die kognitiven Voraussetzungen passen nicht zueinander.

 

Liegen die Probleme in den beiden anderen Bereichen, also in der Motivation oder den metakognitiven Fähigkeiten, so ist der Schüler möglicherweise kognitiv nicht überfordert, d.h. die Lehrinformationen könnten von ihm verarbeitet werden. Das geschieht aber nicht, weil ihn die Motivation fehlt oder er sein Handeln zu wenig steuert. Die Lernaktivität genügt den Anforderungen nicht.

 

Hier werden zwei Paradigmen verbunden: Informationsverarbeitung und Lernaktivität.

Bei Lernbeeinträchtigungen und Lernschwierigkeiten gibt es typischerweise Probleme auf beiden Seiten. Unterricht / Förderung hat die einerseits Aufgabe, Lehrinstruktionen anzubieten, die zu den Voraussetzungen passen. Und die Angebote müssen so gestaltet werden, dass der Lernende eine Lernaktivität entwickelt (Motivation und metakognitive Handlungssteuerung).

 

Zu den einzelnen Punkten:

 

Basisfertigkeiten: Darunter werden hier grundlegende Fertigkeiten der Informationsverarbeitung verstanden, wie die Fähigkeit, Informationen heraus zu lösen, akustische Informationen differenziert aufzunehmen, visuelle Vorlagen zu analysieren. Basiskompetenzen gibt es in den Bereichen der Wahrnehmung, der Sprache, der Motorik, des Denkens und des sozialen Verhaltens. Mängel in den Basiskompetenzen können auf eine bestimmte Modalität, z.B. die visuelle oder akustische Wahrnehmung, begrenzt sein oder das Zusammenspiel mehrerer Modalitäten betreffen (z.B. die Integration visueller und auditiver Informationen). Sie können sich auf unterschiedliche Stufen des Wahrnehmungsprozesses, der Verarbeitung und des beziehen (z.B. auf die Geräuschunterscheidung oder die Differenzierung unterschiedlicher Laute der Muttersprache).

 

Wissens- und Begriffssysteme (bereichsspezifisch): Lernschwache Kinder haben eine reduzierte Wissensbasis zur Verfügung. Fertigkeiten sind ungenügend entwickelt. Das kann Lesen, Rechtschreiben, Mathematik, Sachkunde oder andere Lernbereiche und Fächer betreffen. Durch die Defizite wird der Erwerb neuer Erkenntnisse zusätzlich erschwert. Querverbindungen zwischen den Wissenselementen fehlen teilweise oder sind nicht fest genug. Die Anwendbarkeit ist eingeschränkt.

 

Motivation: Unter diesem Begriff werden die Prozesse zusammengefasst, die die psychischen Kräfte beinhalten, die (hier im Rahmen der Lerntätigkeit) dafür sorgen, dass die Bedürfnisse befriedigt werden und die Frustration der Bedürfnisse nach Möglichkeit vermieden wird. Begriffe, wie Lern- und Anstrengungsbereitschaft, Interessen, Selbstwirksamkeit, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit umfassen wesentliche Aspekte.

 

Metakognitive Fertigkeiten: Dazu gehören die Selbstbeobachtung und das Wissen über die Schwierigkeitsfaktoren und das eigene Können, aber auch die Planung (nächste Schritte, Zeiteinteilung, Lösungswege). Metakognitive Aktivitäten des Lernhandelns umfassen die Reflexion und die bewusste Steuerung. Lernstrategien werden wirksam.

[1] Lauth, G. W., Grünke, M. & Brunstein, C. J. (Hrsg.). (2014). Interventionen bei Lernstörungen. Förderung, Training und Therapie in der Praxis (2., überarb. und erw. Aufl.). Göttingen u. a.: Hogrefe