www.individuelle-lernförderung.de
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2. Beschreibung der Lernsituation

  • Kompetenzbindung und Sicherheit
    Fanol bringt gute Voraussetzungen in mathematikorientierten, kreativen und spielerischen Lernbereichen mit. Dort zeigt er wichtige Ansätze von Motivation, Aufmerksamkeit und Freude – vor allem im vertrauten Rahmen des Förderunterrichts. In der Stammklasse hingegen wirkt er sprachlich und sozial zurückhaltend und sucht vorrangig Kontakt zu Kindern mit seiner Muttersprache. Dies verweist auf sein starkes Sicherheitsbedürfnis. Das Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit gibt ihm der Förderunterricht, in der Stammklasse sucht er aktiv nach Bereichen und Kontakten, die ihm Sicherheit geben.

     
  • Unterstützung für aktives Lernen
    Fanol will lernen und arbeitet im Förderunterricht engagiert, konzentriert und mit hoher Eigeninitiative. Er benötigt die klar strukturierten Aufgaben. Bei Schreibaufgaben dominieren allerdings die Unsicherheiten. Im Verhalten führt das zu flüchtigem Arbeiten und Strategien, mit denen er sein Gefühl der Überforderung und Fehlerhaftigkeit überspielen möchte. Besonders das Lesen ist für ihn frustrierend und mit Misserfolgserwartungen belegt. Seine Lernfreude kommt dort zum Vorschein, wo er sich sicher und verstanden fühlt, sich einbringen kann und positive Rückmeldung erhält.

     
  • Psychologische Stimmigkeit
    Fanol ist sich seiner Schwächen im Schriftspracherwerb bewusst, leidet unter dem gefühlten Abstand zur Stammklasse und zweifelt stark an sich selbst. Seine Motivation ist eng an das Gefühl von eigenen Fähigkeiten, Unterstützung und Anerkennung gebunden.
    Ohne äußere Stabilisierung gerät sein Selbstvertrauen ins Wanken. Misserfolge treffen ihn empfindlich, Erfolge stärken ihn jedoch nur begrenzt – sein Selbstbild ist in diesen Bereichen bereits belastet. Dennoch bleibt er kooperationsbereit und anstrengungsbereit, wenn er sich Erfolg zutraut.

     
  • Aufmerksamkeit und Selbststeuerung
    Fanol erlebt Teilhabe und Sinn schulischer Anstrengung eigentlich nur im Förderunterricht. In der Stammklasse fühlt er sich unterlegen. Ihn beschäftigt auch die unsichere familiäre Situation. Und er spürt die Diskrepanz der Erwartungen, die Bindungspersonen in ihn setzen. Seine Motivation hängt stark von verlässlichen Kontakten zu den Lehrerinnen ab. Er will dazugehören und anerkannt werden, glaubt aber oft, dass seine Möglichkeiten nicht reichen.

 

Fazit: Fanol erlebt Lernen in einem Spannungsfeld von Motivation und Unsicherheit. Im Förderunterricht zeigt er Einsatzfreude, Konzentration und Zutrauen, während er sich im Klassenverband sprachlich und sozial zurückzieht. Schriftsprachliche Aufgaben sind für ihn mit Angst vor Fehlern und Misserfolg verknüpft. Sein Selbstvertrauen bleibt daher fragil und stark von unterstützenden Bezugspersonen abhängig.
Entscheidend ist, dass er in
sicheren, klar strukturierten Lernsituationen Anerkennung erfährt und seine Stärken sichtbar werden. Nur so kann er das Gefühl entwickeln, trotz Rückständen erfolgreich zu lernen.