Luca ist 12 Jahre alt und besucht die sechste Klasse einer staatlich anerkannten Ersatzschule. In seiner jahrgangsgemischten Klasse ist er einer von vier Sechstklässlern.
Soziale Bindungen sind schwach ausgeprägt. Meist arbeitet er allein und hat keinen konstanten Spielpartner. Durch seine Art eckt er im Kontakt mit anderen Kindern häufig an.
Seit Kurzem unterstützt eine pädagogische Hilfskraft die Freiarbeit. Ihre Nähe sucht Luca aktiv.
Er arbeitet gern mit ihr zusammen und zeigt dabei mehr Kooperationsbereitschaft.
Luca lebt mit seinen Eltern und einem älteren Bruder in einem kleinen Ort, etwa 15 km vom Schulort entfernt. Seine Eltern fördern ihn vielseitig – unter anderem durch
den Besuch einer Musikschule, das Spielen in einer Band und Möglichkeiten, sich mit Technik, Computerarbeit und dem Imkern zu beschäftigen. Technischen Geräten und dem PC widmet Luca einen
Großteil
seiner Freizeit.
Schon seit Beginn seiner Schulzeit zeigten sich bei Lucas Auffälligkeiten in der Arbeitsweise und Motivation. Schwierigkeiten gab es bei der Einhaltung von Regeln und
in der Selbstregulation. Arbeitsunlust und Verweigerung, besonders bei schriftlichen Aufgaben, nahmen im Laufe der Jahre zu. Das führte zeitweise zu erheblichen schulischen Spannungen.
Bei guten Intelligenzwerten entstanden zunehmend Defizite im schriftsprachlichen Bereich. Eine aktuelle Diagnostik bestätigte eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS).
Besonders problematisch wurde die Situation mit dem Übergang zur sechsten Klasse: Erstmals erhält er Zensuren, und eine Entscheidung zur weiteren Schullaufbahn steht an.
Luca möchte eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten.
Zentrale Fragestellung: Wie kann Luca es schaffen, trotz langer Misserfolgserfahrungen im Schriftspracherwerb eine positive Lernhaltung zu entwickeln – nicht durch Druck, sondern durch das Erleben von Kompetenz und Sinn?