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(5) Erarbeitung der Fragestellung für die Ursachen- und Bedingungsanalyse

 

Die allgemeine Fragestellung für die Analyse der Wirkzusammenhänge  lautet: 

Aus welchen Bedingungen und aus welcher Subjektlogik ergeben sich Beeinträchtigungen im Lernen und Verhalten in bestimmten Lernsituationen?

 

Überlegen Sie, in welcher Hinsicht Sie solche Wirkbedingungen noch nicht klar genug verstanden haben. Denken Sie an Situationen im Unterricht, in denen das Kind mehr oder weniger gut „dabei ist“. Wie das Kind lernt, hängt einerseits vom Lehrer, der Lernumgebung und der Aufgabenstellung ab. Andererseits wird es durch die Motive des Kindes, sein Vorwissen, sein Befinden, seine Lern- und Denkstrategien und sozialen Beziehungen geprägt.

Fragestellungen für die Ursachen- und Bedingungsanalyse waren zum Beispiel:

 

Tim: Weshalb gerät Tim in die geschilderten Stresssituationen, in denen er völlig unangemessen reagiert?

 

Luca: Was sind die Ursachen und Bedingungen für Lucas Verhalten, mit dem er sich Anforderungen widersetzt (Ordnung, Arbeitsvorbereitung und -ausführung, schriftliche Arbeiten), wogegen er zur mündlichen Mitarbeit bereit ist, wenn das Thema seinen Interessen entspricht. Weshalb sucht er ständig nach Aufmerksamkeit der Lehrpersonen und zeigt störendes oder provozierendes Verhalten, wenn er diese Aufmerksamkeit nicht erhält?

 

Görkem: In einer Reihe von Lernsituationen lernt Görkem nicht zielgerichtet, zeigt Vermeidungsverhalten, aber keine Anstrengungen. Stattdessen „bewältigt“ er die Situation durch unangemessenes, teils störendes Verhalten. In der folgenden Analyse sollen psychische Bedingungen zusammengetragen werden und ich möchte mich an Hypothesen für ihr Zusammenwirken annähern.

Gerade das widersprüchliche Verhalten (einerseits freundlich und ehrlich, andererseits auffällig und respektlos) macht es in meinen Augen notwendig, die Verhaltensweisen besser einzugrenzen, ihre Ursachen herauszufinden und gezielte Fördermaßnahmen zu entwickeln.

 

Levin: Warum findet Levin bei Lernaufgaben (...) keinen Anfang?

 

Tina: Welche Besonderheiten und Lücken in den basalen Kompetenzen hemmen den Lernerfolg im Schriftspracherwerb?

 

Fiete: Trotz der Unterrichtung und Beurteilung nach den Rahmenrichtlinien für den sonderpädagogischen Schwerpunkt „Lernen“ ist Fietes Lerntätigkeit beträchtlich gestört, wie es scheint auf mehreren Ebenen seines Handelns. Um die wesentlichen Ansatzpunkte zu finden und pädagogisch zielgerichtet zu arbeiten, sollen die Störungen aus psychologischer Sicht analysiert werden. Die Fragestellung für die Ursachen- und Bedingungsanalyse lautet zunächst: Welche psychischen Probleme und Erlebnisweisen sind für Fietes Lernstörung bestimmend und müssen deshalb in der weiteren Förderung zentral berücksichtigt werden? 

 

Fabian: Es ist deutlich geworden, dass sich Fabian häufig in einem Zustand befindet, der ein ausgeglichenes, reflektiertes, gut gesteuertes und positiv motiviertes Lern- und Sozialverhalten stark erschwert. Nur unter günstigsten Bedingungen kommt er in den pädagogisch erwünschten Zustand einer positiven Lernsituation (Erfolgsorientierung, Anstrengungsbereitschaft, Interesse, Mitarbeit, Zugehörigkeitsgefühl). Im nächsten Schritt möchte ich den Ursachen- und Bedingungshintergründen ein Stück weit nachgehen, soweit das aus meiner Sicht möglich ist, die sich ja nur auf das Schulische beziehen kann. Ursachen und Bedingungen, die möglicherweise in der frühen Kindheit, traumatisierenden Ereignissen oder psychophysischen Dispositionen liegen, entziehen sich meiner Einschätzungskompetenz. Sie können von der Schule nur indirekt und in Zusammenarbeit mit den Eltern beeinflusst werden.