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Über das SLV-Förderziele

Das Verfahren besteht aus Instrumenten zur  Entwicklung von Förderkonzepten, die Kinder in positive Lernsituationen bringen sollen.

Eine wirkliche Förderpädagogik „kommt an die Prozesse heran“ und benötigt kaum abstrakte Begriffe. Sie will aufspüren, welche inneren oder äußeren Hindernisse das Lernen hemmen und was ein möglicher nächster Schritt wäre. So findet sie Antworten, wie der Schüler eine ungünstige Strategie beim Subtrahieren mit Zehnerüberschreitung überwinden kann. Sie erkennt eine Rechts-Links-Unsicherheit, die bewirkt, dass Operationen, die Richtungssicherheit brauchen, nicht automatisiert werden können. Sie sucht Antworten auf Fragen, wie: Weshalb beginnt der Schüler die Lösung einer Aufgabe nicht, die er doch eigentlich beherrscht? Ist er in Hilflosigkeit geraten? Weshalb zieht er sich auf ein bequemes, niedriges Aktivitätsniveau beim Lernen zurück? Was steht eigentlich hinter der Konzentrationsschwäche? Antworten auf derartige Fragen sind wirkliche Erkenntnisse, oft hochbedeutsam für die Lernentwicklung. Es kann befreiend sein, wenn man spürt: Jetzt haben wir erkannt, worauf es jetzt bei diesem Kind ankommt; wir haben uns einem Bild genähert, das die vielen (Teil-)Wahrheiten bündelt.

 

Mit dem SLV-Förderziele haben wir eine Chance dazu! Es bietet eine Möglichkeit, sich mit der individuellen Lernsituation des Kindes, seinen Lernvoraussetzungen und Reaktionsweisen auseinanderzusetzen und zu klären, weshalb bestehende Probleme aufrechterhalten oder stärker werden. Derartige subjektlogische Förderkonzepte sind eine Grundlage der Förderung, weil sie Erkenntnisse zur Lernstruktur und zum Lernerleben nutzen:

  • Wie können sich Blockaden im Kind auflösen? Wie kann das Kind beim Lernen Selbstwertbestätigung erfahren, positive Kontakte zu anderen Kindern entwickeln und seine Lernfähigkeit erkennen?
  • Was ist für das Kind interessant und kommt seinen Bedürfnissen und Neigungen entgegen?
  • Welche Hilfen (Lehrinstruktionen) sind anschlussfähig zu den vorhandenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten (z.B. bezogen auf die Art des Fingerrechnens, das Verstehen der Stellenwerttafel, die Graphem-Phonem-Zuordnung, die Hilfsgedanken zur Groß- und Kleinschreibung, die „Pilotsprache“ beim Schreiben)?

Anlass für die Anwendung des SLV-Förderziele ist gegeben, wenn die Teilhabe am Unterricht und schulischem Leben in wichtigen Situationen eingeschränkt ist. Dimensionen der Teilhabe sind die gegenständliche Lerntätigkeit, die soziale Integration und das emotionale Wohlbefinden. Das Förderkonzept hat Wege in positive Lernsituationen aufzuzeigen, in denen der Lernende seine Mitarbeit und Anstrengung als sinnvoll empfindet, seine Strategien des Nachdenkens, Planens und der Beharrlichkeit einsetzt, sich zugehörig fühlt und seine Fähigkeiten und Fortschritte spürt.

 

Das SLV-Förderziele ist nicht standardisiert. Es ist eine Strategie mit einem Angebot von Arbeitsmaterialien oder Hilfestellungen für das Beobachten, Erklären (d.h. die Analyse von Zusammenhängen), die Ableitung von Förderzielen und die Entwicklung von Fördermethoden.

 

Entwickelt wurde das Verfahren seit 2012/13 am Institut zur Weiterqualifizierung im Bildungsbereich an der Universität Potsdam. Wichtig war die Kooperation mit Frau Prof. Karin Salzberg-Ludwig (Universität Potsdam). Viele Hinweise und Unterstützung verdanken wir Frau Prof. Gabriele Ricken (Universität Hamburg). Beteiligt waren viele Lehrerinnen und Lehrer der Länder Brandenburg und Berlin und aus den Kreisen Görlitz und Zwickau. Vor allem ihnen gilt unser Dank. .

 

September 2020                                           Prof. Gerald Matthes