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Die Komponenten erfolgversprechenden Lernhandelns

Die Komponenten des Lernhandelns nach Kretschmann u.a. (1998):  

 

Komponenten erfolgversprechenden Lernhandelns

Komponenten unzweckmäßigen Lernhandelns

1.

Interesse, Identifikation mit der Aufgabe: Das Kind ist motiviert sich mit der Auf­gabe zu beschäftigen, aus Interesse oder sekundärer Motivation,
z. B. Hoffnung auf Anerkennung oder um Missbilligung zu entgehen.

Desinteresse und fehlende Sekundärmotivation: Wenn ein Kind an dem Lerngegenstand kein Interesse zeigt und ihm auch Anerkennung oder Missbilligung gleichgültig sind, nimmt es die Lernaktivität vermutlich gar nicht erst auf.

2.

Erfolgszuversicht: Erwartung, die Auf­gabe bewältigen zu können.

Unrealistische Erfolgserwartung: Das Kind schätzt seine Leistungsfähigkeit zu hoch oder zu niedrig ein;
- zu hoch: Es glaubt die Aufgaben zu bewälti­gen, ohne sich anstrengen zu müssen, ver­wendet nicht genügend Energie und versagt;
- zu niedrig: Das Kind schätzt seine Fertig­keiten geringer ein, als sie in Wirklichkeit sind. Es verweigert die Ausführung ("Ich kann das nicht") oder reagiert hilflos.

3.

Aufmerksamkeit: Günstig für das Lernen ist ein "mittleres Maß" an physiologi­scher Erregung, ein Zustand der Wach­heit und der Leistungsbereitschaft.

Apathie und Übererregung: Zu hohe und zu niedrige Erregung können den Lernerfolg ge­fährden:
- Müdigkeit und Überbeanspruchung können zu einem Absinken der physiologischen Be­reitschaft unter das für das Lernen notwendi­ge Niveau führen;
- Übererregung kann zu Angstzuständen und Lernblockaden führen, insbesondere dann, wenn ein Kind das Lernziel erreichen will (oder glaubt, es erreichen zu müssen), aber daran zweifelt, das Ziel auch erreichen zu können.

4.

Orientierung auf den Lerngegenstand: Su­che und Kenntnisnahme lösungsrelevan­ter Informationen.

Fehlende oder unzulängliche Orientierung: Das Kind achtet nur flüchtig auf die Arbeitsan­weisungen, setzt sich mit Materialien, Arbeits­blättern usw. nur oberflächlich auseinander. Es übersieht oder missachtet lösungsrelevante In­formationen und scheitert deshalb bei der Be­wältigung der Aufgabe.

5.

Planung des Lernhandelns: Strukturie­rung der Lernschritte; Zeiteinteilung, ge­dankliches Durchspielen von Lösungs­strategien.

Fehlende Planung, unsystematisches Vor­gehen: Statt über Lösungswege nachzuden­ken, verfährt das Kind nach dem Prinzip "Ver­such und Irrtum" und gelangt gar nicht oder oft nur auf sehr umständliche Art zu einer Lösung.

6.

Ausführung: Erledigung der Anforde­rungen bis zur Beendigung der Aufgabe.

Unangemessene Unterbrechungen, vorzeiti­ger Abbruch des Ausführungsteils der Auf­gabe: Das Kind ist ablenkbar, es wendet sich während der Aufgabenbearbeitung anderen Aktivitäten zu oder es gibt auf, sobald sich Schwierigkeiten einstellen.

7.

Verlaufs- und Erfolgskontrolle: fortlau­fende Überprüfung, ob Lösungsansätze richtig sind.

Fehlende oder unkritische Verlaufs- und End­kontrolle, unzureichende Auseinandersetzung mit dem eigenen Arbeitsergebnis: Das Kind operiert, ohne sich zu vergewissern, dass sein Lösungsweg richtig ist; es korrigiert falsche Strategien nicht bzw. überprüft nicht das Arbeitsergebnis.

8.

Abschließende Bewertung und Deutung des Ausmaßes und der Ursachen von Erfolg und Misserfolg.

Unrealistische Ergebnisbewertung: Das Kind deutet das Ausmaß und die Ursachen für Erfolg und Versagen unrealistisch, wobei be­sonders bedenklich ist, wenn ein Kind
- mit seinen Leistungen ewig unzufrieden ist,
- Misserfolge auf seine eigene Unzulänglichkeit zurückführt ("ich bin eben doof") oder
- wegen eines Misserfolgs bei einer Aufgabe glaubt, mit dem Problem überhaupt nicht zurechtzukommen oder womöglich "gar nichts" zu können. Derartige Bewertungsmechanismen hemmen Kinder in künftigen Lernsituationen.

Quelle der Tabelle: Kretschmann, R., Dobrindt, Y. & Behring, K. (1998). Prozessdiagnose des Schriftspracherwerbs, S. 14 f. Horneburg: Persen.

Vergleiche auch: Kretschmann, R. (2007). Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderung. In J. Walter & F.B. Wember: Sonderpädagogik des Lernens. S. 4-32. Göttingen u.a.: Hogrefe. S. 24f.