Kommentar:

In einer intensiven Phase der Förderung kann „ausgetestet“ werden, mit welchen Lernangeboten und Förderstrategien ein Schüler am besten lernen kann. Die Falldarstellung "Tobias" zeigt, wie eine solche Beobachtungs- und Förderphase, genannt „förderdiagnostische Lernbeobachtung“, durchgeführt wurde. Zwei Stunden wöchentlich stand der Klassenlehrerin eine Sonderpädagogin zur Seite, um sie in der Förderung zweier Kinder zu unterstützen, vom Januar bis zum Juni. Am Ende wurde festgestellt, dass Tobias auch weiterhin eine kontinuierliche sonderpädagogische Förderung benötigt. Quasi in einem natürlichen Experiment wird untersucht, wie das Kind erfolgreich gefördert werden kann. Man arbeitet sich in der Förderpraxis an das Erkennen der optimalen Bedingungen heran. Die Diagnostik besteht in der realen Annäherung an die individuelle Lernförderung, die das Kind benötigt. Die Falldarstellung ist ein Beispiel für diese neue Herangehensweise an die Diagnostik und Förderung: Ich diagnostiziere, indem ich die Lernangebote (Anforderungen, Hilfestellungen usw.) variiere und das Lernen beobachte. Im pädagogischen Handeln erkenne ich die Lernbedürfnisse und Förderansprüche des Kindes. Diese Strategie befreit uns von den Hypotheken, die mit einer statusorientierten Diagnostik verbunden sind, welche die Ursachen einseitig im Kind lokalisiert und nur zu dürren, abstrakten pädagogischen Schlussfolgerungen führt.