"Der Begriff 'individuelle Lernförderung' bezeichnet Fördermaßnahmen, die zur Unterstützung des individuellen Lern- und Entwicklungsfortschritts eines spezifischen Kindes dienen und die auf einer detaillierten Lernstandsdiagnostik und Förderplanung basieren" (Rechter, 2011, S. 23).
Literaturangabe:
Rechter, Y.(2011). Bedeutung individueller Lernförderung als Unterstützung schulischen Lernens. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Thesen zum Begriff der individuellen Lernförderung:
1. Lernen ist ein aktiver Prozess. Zu sehen ist nur die äußere Seite, zu der fein- und grobmotorische Bewegungen, sprachliche Äußerungen, Blicke u.a. gehören. Innere, emotional-kognitive Teile der Lernhandlung sind die Motivations- und Bedürfnislage, Ziele, Entscheidungen, Pläne, Ausführungsschritte und -operationen, Selbstkontroll- und Bewertungsprozesse.
2. Gelingendes, positives Lernhandeln zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind sich mit seinen grundlegenden Bedürfnissen und Motiven in Übereinstimmung befindet. Die Lerntätigkeit befriedigt Bedürfnisse nach emotionaler Einbindung, Kontakt und Sicherheit, Selbstwertsteigerung, neuen Eindrücken und Erlebnissen. Dieses Lernen ist mit Anstrengung verbunden und bringt Freude. Das Kind verfolgt ein Lernziel und wendet seine Fähigkeiten und Kenntnisse an, um das Ziel zu erreichen; es kontrolliert und bewertet die Ergebnisse und lernt in diesem Prozess.
3. Problematisch ist ein Lernhandeln, das die geforderten Dinge bloß nachvollzieht, ohne innere Beteiligung und echte Aufgabenübernahme. Dazu kommt es, wenn das Kind bei Überforderung seine Kompetenzen nicht einbringen kann, permanenten Stresssituationen ausgesetzt ist, dauernd Konkurrenz und soziale Konflikte erlebt und emotionale Kränkungen erwartet. All das ist bei häufigen Misserfolgen unvermeidbar. Das Handeln weicht in negativer Weise von den Gesetzmäßigkeiten einer persönlich sinnvollen, interessierten Beschäftigung mit den Lerngegenständen ab. Sobald dies nicht bloß episodisch vorkommt, ist eine bedrängende Lage entstanden, die die Entwicklung des Kindes ernsthaft gefährdet.
4. Prinzipiell ist ein gelingendes, positives Lernen auf jedem Niveau des Vorwissens möglich, auch falls das Kind bereits negative Lernerfahrungen angehäuft hat. Dann sind die Anforderungen an die pädagogisch-psychologische und didaktische Gestaltung allerdings besonders hoch.
5. Individuelle Lernförderung zeichnet sich durch folgende Qualitäten aus: